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Die Mitgliederversammlung 2020 fand als Webmeeting statt.

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ESSA - Foto Nr. 261





ESSA-Mitglieder aus aller Welt halten virtuelle Mitgliederversammlung ab


- Members discuss direct and indirect effects of the COVID 19 pandemic on the industry

- European Security Systems Association (ESSA) e.V. has 115 members from 37 countries worldwide

Frankfurt, 25. November 2020 – Im Normalfall ist den Mitgliedern der European Security Systems Association (ESSA) kein Weg zu weit, um an der jährlichen Mitgliederversammlung in Frankfurt teilzunehmen. Aus Neuseeland, Brasilen, China, Indien, Russland, der Ukraine, den USA und fast allen EU-Ländern kommen sie zusammen, um ihr Netzwerk zu stärken und sich über die Fortschritte ihrer globalen Standardisierungsbemühungen auszutauschen. Mitte letzter Woche war es wieder soweit: Die ESSA-Familie kam zusammen – und doch blieben alle daheim. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Mitgliederversammlung 2020 als Webmeeting statt.


Der Internationalität hat das virtuelle Format keinen Abbruch getan. „Über 60 Mitglieder aus vier Erdteilen haben teilgenommen“, berichtet ESSA-Geschäftsführer Dr. Markus Heering. Das sei ein beträchtlicher Anteil der insgesamt 115 ESSA-Mitglieder aus 137 Ländern. Trotz der guten Resonanz hofft er, dass im nächsten Herbst wieder ein echtes Treffen in Frankfurt stattfinden kann. Zwar funktioniere das Online-Format für Formelles und für Fachvorträge, doch fehle es an Gelegenheiten zum direkten Gespräch und zum Netzwerken.

Direkte und indirekte Einflüsse von COVID-19 auf die physische Sicherheitsindustrie

Die Notwendigkeit einer virtuellen Mitgliederversammlung ist für die Branche nur eine von vielen Auswirkungen der Pandemie. Anstelle von Besuchen bei Mitgliedsunternehmen und Laboren seien in den vergangenen Monaten Telefonate und Webmeetings gerückt, Messen seien ausgefallen und die Kommunikation habe sich zusehends in Social Media verlagert, berichtete der stellvertretende ESSA-Geschäftsführer Falko Adomat. Auch die Einflüsse von COVID-19 auf die Geschäfte der Hersteller von Wertbehältnissen für Geldautomaten sowie von Safes für private und gewerbliche Anwender sind unübersehbar. So ergab eine Umfrage der ESSA unter ihren Mitgliedern im Oktober 2020, dass die Umsätze sowohl im Geschäft mit Privatkunden als auch im B2B-Bereich gegenüber 2019 rückläufig waren. Vor allem im gewerblichen Bereich schlugen pandemiebedingt verzögerte Investitionsprojekte bei über der Hälfte der befragten Mitglieder zu teils markanten Umsatzeinbußen. Getrübt war auch die Stimmung im B2C-Bereich. Allerdings stellte sich die Lage hier positiver dar. Spätestens der Ausblick auf 2021 zeigt, dass die Hersteller das Umsatztief in erster Linie als Folge der Pandemie werten. Sowohl bei Safes für private als auch für gewerbliche Kunden erwarten die Befragten eine Marktbelebung mit Wachstumsraten zwischen fünf und zehn Prozent.

Bargeldloses Bezahlen legt in der Pandemie deutlich zu

In einem Fachvortag berichtete Jürgen Göbel, Vorstandsmitglied der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. (IDZ), dass sich die Corona-Krise deutlich auf das Bezahlverhalten der bisher bargeld-affinen Deutschen ausgewirkt hat. So stieg die Zahl der Transaktionen per Girocard im ersten Halbjahr 2020 um satte 20,7 Prozent. Dass der Umsatz im gleichen Zeitraum nur um 10,9 Prozent zulegte, sei ein Hinweis darauf, dass Kunden vermehrt auch kleinere Beträge per Karte zahlen. Immer mehr Nutzer würden zudem die Möglichkeiten des berührungslosen Zahlens nutzen, die sie laut Befragungen als komfortabel, hygienisch und modern empfinden. Zudem zeigen Kundenbefragungen einen deutlichen Aufwärtstrend des Zahlverkehrs per Karte und Smartphone, bei zugleich rückläufiger Bargeldnutzung. Letztere sank von 2018 bis 2020 von 63 auf 47 Prozent. Dagegen legte bargeldloses Bezahlen von 36 auf 52 Prozent zu. „Wir registrieren in der Pandemie über alle Altersgruppen hinweg eine stark gestiegene Akzeptanz der Kartenzahlung“, berichtete Göbel. Es sei nicht zu erwarten, dass sich dieser Trend nach COVID-19 umkehre, zumal sich nun auch bisher cash-affine Altersgruppen der bargeldlosen Zahlung zuwenden.

Auswirkungen auf den Markt für Geldautomaten

Der von Göbel beschriebene Trend wirkt sich laut Rowan Berridge, Experte des Londoner Marktforschungs- und Beratungsunternehmens RBR, auch auf den ATM (Automated Teller Machine)-Markt aus. Für Anbieter von Geldausgabeautomaten und deren Zulieferer aus der physischen Sicherheitsindustrie brachte der erste Lockdown in Großbritannien im Vergleich zum Vorjahr 59 Prozent Rückgang an ATM-Transaktionen mit sich. Auch in anderen Märkten sei 2020 ein steiler Abfall der Transaktionen zu beobachten. Doch laut Berridge handelt es sich um einen pandemiebedingten Sondereffekt. Bis 2025 erwarte er einen nahezu stabilen Markt. So werde die installierte Basis an Automaten in den kommenden fünf Jahren lediglich um ein Prozent sinken und auch bei den Transaktionen rechnet RBR mit einer Beruhigung der Lage. Zwar sei deren Zahl in Europa und den amerikanischen Kontinenten rückläufig, doch Zuwächse im Asien-Pazifikraum, im Mittleren Osten und in Afrika würden den Trend nahezu kompensieren. Bis 2025 werde die Zahl der weltweiten ATM-Transaktionen um zwei Prozent sinken, prognostizierte er auf der ESSA-Mitgliederversammlung.

Die ESSA-Mitglieder nehmen diese Botschaften zum Anlass, ihre Bemühungen für höchste Sicherheitsstandards bei privaten und gewerblichen Wertbehältnissen fortzusetzen. Aktuell treiben diverse Arbeitsgruppen die Ausgestaltung von EN-Normen für einbruchsichere Safes voran. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Security verteilter, digital vernetzter Systeme. Auch geht es um die fortlaufende Anpassung der Standards an die immer leistungsfähigeren Werkzeuge, mit denen sich Einbrecher Zugang zu Wertbehältnissen verschaffen wollen.

Vor diesem Hintergrund betont ESSA die Notwendigkeit solider Regelwerke, welche auf die jeweiligen Ausgangsbedingungen in unterschiedlichen Märkten und Regionen zugeschnitten sind. Ihre organisatorische Basis müsse es zulassen, das Sicherheitsniveau von Safes und anderen Wertbehältnissen regelmäßig in Expertengremien zu hinterfragen und bei Bedarf neu zu justieren. „Gerade in unserer sicherheitsrelevanten Branche darf Standardisierung nicht auf einen globalen Minimalkonsens hinauslaufen. Wir brauchen eine agile Regulierung, die schnell und präzise auf regionale Besonderheiten reagieren kann“, mahnt Heering. Nur so sei es möglich, immer professioneller agierenden Kriminellen stets einen Schritt voraus zu bleiben. Genau das sei der Zweck der European Security Systems Association.

 

Text: 6.251 Z. inkl. LZ.

 

 

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ESSA – The International Security Association ist der führende internationale Verband der S